Demenz ist eine der häufigsten Erkrankungen im Alter und betrifft über 1,6 Millionen Menschen in Deutschland. Besonders herausfordernd ist die Pflege bei Demenz, da die Krankheit sowohl körperliche als auch geistige Fähigkeiten schrittweise einschränkt. Betroffene verlieren nach und nach ihre Orientierung, Gedächtnisleistung und letztlich auch ihre Fähigkeit, alltägliche Dinge eigenständig zu erledigen. Für Angehörige ist die Pflege bei Demenz nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine emotionale Herausforderung.

In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie die Pflege bei Demenz gestaltet werden kann, welche Unterstützung für pflegende Angehörige zur Verfügung steht und welche Formen der ambulanten Pflege bei Demenz hilfreich sind. 


1. Symptome und Verlauf der Demenz

Frühe Anzeichen einer Demenz

Die Pflege bei Demenz beginnt oft mit kleinen Veränderungen im Alltag. Angehörige bemerken, dass der Betroffene Dinge vergisst, die Orientierung verliert oder sich sprachlich immer mehr zurückzieht. Typische Symptome der beginnenden Demenz sind:

  • Vergesslichkeit: Der Betroffene erinnert sich nicht an kürzlich stattgefundene Ereignisse, verliert häufig Gegenstände oder stellt dieselben Fragen mehrfach.
  • Desorientierung: In ungewohnten oder sogar vertrauten Umgebungen fällt es schwer, sich zurechtzufinden.
  • Sprachprobleme: Der Wortschatz nimmt ab, und es kommt zu Schwierigkeiten, Sätze zu beenden.
  • Rückzug: Aktivitäten und soziale Kontakte werden gemieden, Hobbys aufgegeben.

Verlauf der Demenz

Der Verlauf der Demenz ist schleichend, aber stetig. Die Pflege bei Demenz muss sich daher an den sich ändernden Fähigkeiten des Betroffenen orientieren. Im Anfangsstadium können kleine Hilfen den Alltag erleichtern, während im mittleren und späten Stadium die Unterstützung bei fast allen alltäglichen Tätigkeiten notwendig wird.

In der Endphase der Erkrankung sind Betroffene meist vollständig auf Pflege angewiesen, da sie selbst grundlegende Dinge wie Essen oder Körperpflege nicht mehr eigenständig bewältigen können. Eine gut organisierte Pflege bei Demenz hilft, die Lebensqualität trotz der Erkrankung zu erhalten.

Häufige Formen der Demenz

  • Alzheimer-Demenz: Die am häufigsten vorkommende Form, die etwa 60-65 % aller Demenzerkrankungen ausmacht. Sie beginnt schleichend und führt langsam, aber unaufhaltsam zu einem Verlust der geistigen Fähigkeiten.
  • Vaskuläre Demenz: Diese Form wird durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst. Der Verlauf ist oft schwankend, da es zu plötzlichen Verschlechterungen kommen kann. Etwa 20-30 % der Demenzerkrankungen sind vaskulär bedingt.
2. Pflege bei Demenz – Tipps für den Alltag

Die Pflege bei Demenz kann eine Herausforderung darstellen, aber mit der richtigen Herangehensweise lassen sich viele Probleme im Alltag bewältigen. Struktur und Routinen sind besonders wichtig, um den Betroffenen Sicherheit zu geben.

Gestaltung des Tagesablaufs:

  • Strukturierter Tagesablauf: Menschen mit Demenz fühlen sich wohler, wenn der Tag einem festen Rhythmus folgt. Planen Sie regelmäßige Essenszeiten und wiederkehrende Rituale ein. Dies gibt Sicherheit und Orientierung.
  • Geduld und Einfühlungsvermögen: Geben Sie Ihrem Angehörigen Zeit, sich auszudrücken und handeln Sie ruhig und geduldig. Vermeiden Sie ständige Korrekturen, da diese den Betroffenen nur verunsichern.
  • Biografiearbeit: Nutzen Sie vertraute Gegenstände, Fotos oder Musik, um positive Erinnerungen zu wecken. Dies hilft dem Betroffenen, sich wohler zu fühlen und gibt ihm ein Gefühl der Vertrautheit.

Umgang mit herausfordernden Verhaltensweisen:

  • Wiederholtes Fragen: Viele Menschen mit Demenz stellen immer wieder dieselben Fragen. Geduld ist hier der Schlüssel. Beantworten Sie die Frage jedes Mal ruhig und geduldig oder schreiben Sie die Antwort auf, sodass der Betroffene sie nachlesen kann.
  • Nächtliche Unruhe: Menschen mit Demenz sind oft nachts unruhig und laufen im Haus umher. Achten Sie darauf, dass die Umgebung sicher ist, und schaffen Sie beruhigende Rituale am Abend, um den Betroffenen zu entspannen.
  • Aggressives Verhalten: Verwirrung und Angst können zu aggressivem Verhalten führen. Bleiben Sie ruhig, lenken Sie ab und vermeiden Sie Konfrontationen. Ein liebevoller Umgang hilft, Spannungen abzubauen.
3. Unterstützung für pflegende Angehörige bei der Pflege von Demenzkranken

Die Pflege bei Demenz kann eine lange und kräftezehrende Aufgabe sein. Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige sich nicht selbst überlasten. Es gibt viele Möglichkeiten der Unterstützung, die Ihnen helfen, die Pflege zu bewältigen.

Pflegeberatung und Schulungen:

  • Pflegeberatung: Die Pflegekassen bieten umfangreiche Beratungen an, die Ihnen helfen, den Pflegealltag zu strukturieren und finanzielle Hilfen in Anspruch zu nehmen. Nutzen Sie auch die Möglichkeit der häuslichen Pflegeberatung, bei der ein Experte direkt zu Ihnen nach Hause kommt.
  • Pflegekurse: Kostenlose Kurse vermitteln pflegenden Angehörigen wertvolle Kenntnisse zum Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Hier lernen Sie, wie Sie den Pflegealltag optimal gestalten können.

Unterstützungsangebote:

  • Kurzzeitpflege und Tagespflege: Wenn die Pflege zu Hause für eine Weile nicht möglich ist, können Sie auf Angebote wie die Kurzzeitpflege zurückgreifen. Auch die Tagespflege bietet Entlastung und übernimmt die Betreuung tagsüber.
  • Selbstpflege für Angehörige: Planen Sie regelmäßige Pausen für sich selbst ein. Ein Tag Auszeit oder ein Spaziergang können helfen, neue Kraft zu schöpfen. Nutzen Sie ein ambulantes Pflegeteam, um sich Unterstützung zu holen.
4. Ambulante Pflege bei Demenz – Unterstützung zu Hause

Die Pflege bei Demenz kann oft lange Zeit zu Hause stattfinden, insbesondere wenn der Betroffene in der vertrauten Umgebung bleibt. Die ambulante Pflege ist eine wertvolle Unterstützung, um den Pflegealltag zu erleichtern und gleichzeitig die Lebensqualität des Betroffenen zu erhalten.

Vorteile der ambulanten Pflege:

  • Vertraute Umgebung: Menschen mit Demenz finden sich oft besser zurecht, wenn sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Ambulante Pflegedienste ermöglichen dies und sorgen gleichzeitig dafür, dass der Betroffene die notwendige Pflege erhält.
  • Individuelle Betreuung: Pflegekräfte, die zu Ihnen nach Hause kommen, können sich auf die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen einstellen und die Pflege flexibel gestalten. So bleibt die Selbstständigkeit des Betroffenen so lange wie möglich erhalten.
  • Entlastung für Angehörige: Ambulante Pflege entlastet pflegende Angehörige, die nicht rund um die Uhr verfügbar sein müssen. So bleibt mehr Raum für gemeinsame, schöne Momente mit dem Betroffenen.

Herausforderungen der ambulanten Pflege:

  • Organisation und Koordination: Die Pflege zu Hause erfordert eine gute Organisation. Die Koordination der verschiedenen Termine kann für Angehörige manchmal stressig sein.
  • Fortschreitende Pflegebedürftigkeit: Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz kann die ambulante Pflege an ihre Grenzen stoßen. In diesen Fällen sollten Sie rechtzeitig über alternative Wohnformen wie Pflege-WGs nachdenken.
5. Rechtliche Aspekte bei der Pflege von Demenzkranken

Mit der fortschreitenden Erkrankung verlieren Menschen mit Demenz nach und nach die Fähigkeit, ihre rechtlichen Angelegenheiten selbst zu regeln. Daher ist es wichtig, frühzeitig Vorsorge zu treffen, damit die Pflege bei Demenz reibungslos verläuft.

Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung:

  • Vorsorgevollmacht: Mit einer Vorsorgevollmacht können Sie festlegen, wer im Falle Ihrer Entscheidungsunfähigkeit rechtliche und finanzielle Angelegenheiten für Sie regeln soll. Dies ist besonders wichtig, wenn die Krankheit weiter fortschreitet.
  • Patientenverfügung: In einer Patientenverfügung können Sie im Voraus festlegen, welche medizinischen Maßnahmen getroffen werden sollen, wenn Sie selbst nicht mehr in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen.

Betreuungsverfügung:

Sollte keine Vorsorgevollmacht vorhanden sein, kann das Betreuungsgericht einen rechtlichen Betreuer bestellen, der dann im Sinne des Betroffenen handelt. Angehörige sollten sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzen, um im Notfall gut vorbereitet zu sein.

Fazit

Die Pflege bei Demenz stellt eine herausfordernde, aber auch bereichernde Aufgabe dar. Mit der richtigen Unterstützung, sowohl durch professionelle Pflegedienste als auch durch Angehörige, kann es gelingen, den Betroffenen ein würdevolles und erfülltes Leben zu erhalten.


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